Unsere Geschichte

Gestiftet in Gießen – Heute in Mainz

Mit Stolz können wir auf über 200 Jahre Geschichte zurückblicken

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von Sturm und Drang bis in die Gegenwart

Wo alles begann

Die ersten Corps traten unter dem Einfluss des Gedankenguts der deutschen Klassik und der “Sturm- und Drang – Zeit” (Goethe, Schiller) sowie des deutschen Idealismus gegen Ende des 18. Jahrhunderts als Verbindungen auf (1789 Guestphalia Halle, 1798 Onoldia Erlangen), die auch von ihren Mitgliedern Bildung und Vervollkommnung in wissenschaftlicher und moralischer Beziehung verlangten.  Von den Orden übernahmen sie die Idee des auf Lebenszeit geschlossenen Freundschaftsbundes und von den Landsmannschaften die im Namen angesprochene gemeinsame landsmannschaftliche Herkunft ihrer Mitglieder (Bavaria, Franconia, Saxonia, Hassia etc.). Damit wurden die bis heute gemeinsamen geltenden Prinzipien, nämlich das Lebensbundprinzip (der gemeinsamen Verbundenheit bis zum Tod) sowie das Conventsprinzip (der demokratischen Verfasstheit) zuerst bei den Corps verwirklicht. Die Corps wurden um 1800 von den staatlichen Organen verfolgt. So suchten die Studenten der damaligen Zeit nach einem Tarnnamen für ihre Verbindungen und fanden ihn in dem Begriff “Corps”. Dieser stand damals für alle möglichen Personengruppen z.B. (“Corps der Damen, Corps der Diplomaten” etc.). Um 1810 tauchte das Wort “Corps” als Bezeichnung für “alte Landsmannschaft” in Heidelberg auf.  Es setzte sich in der Folgezeit in ganz Deutschland schnell durch.

Die Corps schrieben von 1800 bis 1810 studentische Bräuche als zwingend für die Studentenschaft vor (“Comment”).  Sie schlossen sich in Dachverbänden zusammen und beanspruchten die Gerichtsbarkeit über alle Studenten einer Universität. Der Dachverband überwachte die Einhaltung des Comments und vertrat die Studentenschaft vielfach gegenüber Behörden und Bürgern.

Unsere Geschichte

Am 03.08.1815 gründeten Gießener Studenten unsere liebe Hassia, die bis heute die Traditionen über alle Zeit hinweg hochhält. In der Folgezeit traf das Verbot der Burschenschaften durch Metternich in den Karlsbader Beschlüssen von 1819 auch die Corps. Anlass war die Ermordung des russischen Staatsrats durch den Burschenschafter Karl Ludwig Sand. Daraufhin lösten sich die Phasen stillschweigender Duldung und scharfer Verfolgung durch Universität und Behörden ab. In der Zeit von 1815 bis 1848 hatten die Corps durch Konkurrenzgründungen teilweise auch große personelle Probleme. Auch die Corpsgeschichte unserer lieben Hassia bezeugt dies. So vereinigte sich die Hassia 1843 mit der ein Jahr zuvor gegründeten Markomannia Gießen. Nach 1848 erlebten die Corps einen starken Aufschwung. Es entstanden die großen corpsstudentischen Verbände: 1848 wurde der Verband der Corps an den Klassischen Universitäten, der Kösener Senioren Convents-Verband (KSCV), benannt nach dem ursprünglichen Tagungsort Bad Kösen an der Saale gegründet. 1865 folgte der Weinheimer Senioren-Convent (WSC) als Verband der Corps an Technischen Hochschulen, benannt nach seinem Tagungsort Weinheim an der Bergstraße. Im Kaiserreich erfuhren die Corps weite gesellschaftliche Anerkennung.

Zahlreiche Kösener Corps schlossen sich zu sogenannten Farbenkreisen zusammen, die jeweils gewisse Werte repräsentieren und bis heute fortbestehen. Die Hassia trat dem schwarzen Kreis bei. Dieser folgt dem Sparsamkeitsprinzip und steht für Bürgerlichkeit.

In der Gründerzeit und wilhelminischen Ära durchlebten die Corps erneut eine Krise. Zum einen drohte die katholische Kirche im sogenannten Kulturkampf allen katholischen Waffenstudenten die Exkommunikation an (“Mensura est praeparatio duellam“). Dies führte zur Gründung und Begünstigung der katholischen Studentenverbindungen (CV/KV). Zum anderen neigte man dazu die Repräsentation zu übertreiben. Karikaturen im Simplicissimus und des Neuteutonen Diederich Heßling in Heinrich Manns “Der Untertan” waren die Folge. Um den finanziellen Standpunkt zu sichern wurde das Interesse vieler “Ehemaliger” geweckt. Man gründete den ersten Verein Alter Corpsstudenten (VAC). Mit den finanziellen Mitteln der Alten Herren konnten in der Folge viele stolze Corpshäuser gebaut werden. Dies tat auch unsere liebe Hassia 1893. In der Weimarer Republik erlebten die Corps den stärksten Zulauf seit ihrer Gründung. Der aufkommende Nationalsozialismus offenbarte jedoch unlösbare Konflikte zwischen dem demokratischen Selbstverständnis der Corps und dem totalitären System. Auf dem ordentlichen Kösener Congress (oKC) von 1935 musste der KSCV und der VAC unter dem Druck der Machthaber der Gleichschaltungsideologie nachgeben. Unter dem Druck dieser Repressalien hatten sich viele Corps bereits freiwillig zur Suspension entschlossen. Der Rest folgte in den nächsten Monaten nach, um zwangsweise der Verschmelzung zu entgehen. Im Oktober 1935 wurde der KSCV zwangsaufgelöst. Vielerorts wurde trotzdem die Tradition der Corps durch heimliches Treffen der Corpsbrüder fortgeführt. Zum Beispiel wurden Bestimmungsmensuren unter größter Geheimhaltung gefochten.

Ehrlicherweise sollte hier erwähnt werden, dass auch innerhalb der Corps kontrovers über Zustimmung oder Ablehnung von Maßnahmen der NS-Führung diskutiert wurde. So gab es im Mai 1937 ebenso die Verhaftung und KZ-Deportation von 25 Studentischen Verbandsführern, wie auch in der Folgezeit die Parteikarriere von Korporierten. Der Widerstandsbewegung vom 20. Juli 1944 gehörten vor allem auch Corpsstudenten an. Stellvertretend für alle seien Ulrich von Hassell – Sueviae Tübingen, Graf von der Schulenburg – Saxoniae Göttingen und Graf Yorck von Wartenburg – Borussiae Bonn genannt. Alle wurden 1944 als Widerstandskämpfer hingerichtet. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs schlossen sich die Corpsbrüder zu Interessensgemeinschaften zusammen und rekonstituierten sich an alter oder neuer Wirkungsstätte. Auch die Hassia tat sich am 06.11.1949 wieder auf und wirkt seitdem in Mainz, an der Johannes Gutenberg-Universität. 1953 konnte auf der Godesburg auch der KSCV wieder rekonstituiert werden. Die Corps blühten wieder auf und fanden zu alter Mannstärke zurück. Im Jahr 2015 konnte im Kurfürstlichen Schloss das 200. Stiftungsfest u. lb Hassia begangen werden.