Die Corps

Die Corps entstanden im Ausgang des 18. Jahrhunderts. Sie sind eine Art Studentenverbindung und stehen für Werte wie Toleranz, Solidarität und Demokratie.
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Demokratie, Toleranz und Solidarität

Für was stehen die Corps?

Die Corps

Die Frage was wollen wir Corps bewegt vor allem die jüngeren Corpsbrüder immer wieder.  Anhand dieses Abschnittes soll deshalb versucht werden, Ziele, Geist und Ideale des Corpsstudententums aufzuzeigen, die seit 200 Jahren gewachsen sind, die unverändert gelten und denen wir uns verpflichtet fühlen. Dabei sollen auch die besonderen Anliegen und Eigenarten unserer lieben Hassia berücksichtigt werden.

Im § 1 der Kösener Statutenordnung finden wir folgenden Satz, der in etwa dieser Form in allen Konstitutionen der Corps wiederzufinden ist:

Das Corps ist eine Vereinigung immatrikulierter Studenten mit dem Zweck, die Mitglieder in aufrichtiger Freundschaft auf Lebenszeit zu verbinden und – ohne Beeinflussung ihrer politischen, religiösen und wissenschaftlichen Richtung – zu Vertretern eines ehrenhaften Studententums und zu charakterfesten, tatkräftigen, pflichttreuen Persönlichkeiten zu erziehen“.

Die Toleranz ist ein fundamentales corpsstudentisches Prinzip. Sie ist als Säule in jeder Corpskonstitution verankert und besagt, dass jegliche politische, religiöse und weltanschauliche Tendenzen dem Corps fernbleiben. Corpsbrüder, so fordert sie, dürfen nicht nach diesen Kriterien beurteilt werden. Ebenso sind nur Charakter, Persönlichkeit und andere menschliche Eigenschaften für die Aufnahme in das Corps ausschlaggebend.

Keineswegs darf jedoch diese Toleranz mit der Forderung nach passiver, gleichgültiger Einstellung des Corpsstudenten innerhalb und außerhalb des Corps verwechselt werden. Das Corps verlangt vielmehr von ihm ein engagiertes Eintreten für die eigene Meinung sowie Zivilcourage in jeder Lebenssituation. Der Corpsstudent sollte ein Leben lang diesem Ideal der Toleranz nacheifern und die Achtung dem Andersdenkenden niemals versagen. Im Corps hat er den Vorteil, diese Toleranz im Gedankenaustausch mit andersdenkenden Corpsbrüdern verschiedener Generationen ständig neu zu erleben oder selbst zu üben. Oft wird dabei seine Geduld auf eine harte Probe gestellt.

Ein Corps muss trotzdem geistige Heimat vieler Anschauungen sein, um fruchtbare Diskussionen zu ermöglichen. Hier erwächst ein Forum des Wettstreits der Meinungen, das jedem einzelnen Corpsbruder eine Erweiterung des eigenen Horizontes ermöglichen wird. So lebten die Corps immer getreu dem Grundsatz:

Offenheit nach außen, Geschlossenheit nach innen“!

Durch die praktizierte Toleranz ist das Leben im Corps ein getreues Spiegelbild des Lebens in einer demokratischen Gesellschaft und darum eine ausgezeichnete Schulung für das verantwortliche Wirken in demokratisch organisierten Zusammenschlüssen jeder Art. “Leitsterne unserer Erziehung sind Ehre und Haltung!” So unser Corpsbruder Prof. Dr. Dr. Karl Engisch in seiner vielbeachteten Rede anläßlich des akademischen Festaktes zum oKC 1955 in Würzburg.
Dabei geht es uns Corpsstudenten heute um die Pflege des Ehrengedankens, nicht um eine corps- oder waffenstudentische Sonderehre.  Ehre und Würde des Menschen sind Werte, die in unseren Konstitutionen einen zentralen Rang einnehmen.  Sie weisen uns deutlich den Weg zurück zu der Entstehung der Corps an der Wende des 18. zum 19. Jahrhunderts. Hier lebten die geistigen Väter des Corpsstudententums im deutschen Idealismus und der deutschen Klassik. Die Schriften von Goethe, Schiller, Hölderlin, Kant, Herder und Fichte über die Humanität und Würde des Menschen beeinflussten natürlich stark die Stifter der Corps und fanden somit Eingang in die Konstitutionen.  Im Gedanken an diese Geisteshaltung will der Corpsstudent dafür Sorge tragen, dass die eigene, wie auch die fremde Ehre und Würde geachtet werden und sie vor äußeren und inneren Anfeindungen schützen. Die Pflege und Aufrechterhaltung des Ehrgedankens ist damit eine der wichtigsten Anliegen und Aufgaben der Corpserziehung, denn wir wissen, dass dem Menschen Freiheit, Besitz und Geld genommen werden können, die eigene Ehre jedoch nur durch eigenes Verschulden. Laut unserer Konstitution hat sich jeder Corpsbruder allen Ehrenangelegenheiten, die im Interesse des Corps liegen mit Bereitwilligkeit zu unterziehen. Das Corps war und ist immer Stätte der gegenseitigen Erziehung in der Gemeinschaft zur Gemeinschaft. Gegenseitig will dabei meinen, dass Jung und Alt voneinander lernen können. Gelegenheiten zum regen Gedankenaustausch, nicht zuletzt auch zwischen den Generationen, bestehen bei uns immer. Der aufrichtige Wille nicht nur zum Kennenlernen, sondern auch zum Zuhören, heute überall so schmerzlich vermisst, ist bei uns erfahrbar und macht die Corpsgemeinschaft für uns so unersetzlich.

Sie formt Persönlichkeit und Charakter. Im Mittelpunkt des corpsstudentischen Erziehungsdenkens steht dabei das ernste Streben nach Persönlichkeitsbildung und das Formen eines charaktervollen, aufrechten Menschen. Corpsstudentische Lebensauffassung ist also der Inbegriff der inneren Haltung, die sich nicht nur auf der Hochschule, sondern ein ganzes Leben hindurch immer wieder zu bewähren hat. Fruchtbar ist in dieser Hinsicht im alltäglichen Corpsbetrieb die innere Auseinandersetzung zwischen dem Freiheitsdrang des Individuums und der Bindung an die Erfordernisse der Gemeinschaft (z.B. pünktlicher, exakter Corpsbetrieb erzieht zu Pflichttreue).  So werden Urteilsvermögen und Gewissen geschärft und die Ausbildung eines Verantwortungsbewusstseins für die selbstgewählte Gemeinschaft gefördert. Die corpsbrüderliche Verbundenheit meint uneigennützigen und aufopferungsvollen Beistand jedem Corpsbruder gegenüber nach unserem Wahlspruch “Einer für alle – alle für einen!“.

Hierin unterscheidet sie sich von Freundschaft, da jene meist Sache der Sympathie ist, die Corpsbrüderlichkeit aber eine Sache der Verpflichtung gegenüber jedem Träger unseres Brustbandes, unabhängig davon, ob er einem in Persönlichkeit und Charakter ähnlich ist oder nicht. In der gedanklichen Auseinandersetzung und dem Umgang mit seinen Corpsbrüdern, die das junge Mitglied sich nicht nur nach seinem Geschmack auserkoren hat, sondern die ihm oft zufällig im Corps begegnen und auf den ersten Blick fremd sind, bildet er seinen Charakter und weitet seinen Horizont. Denn oft ist es so, dass die tiefe Sehnsucht nach Freundschaft und verlässlicher Treue junge Studenten mitunter ganz verschiedenen Wesens und divergenter Interessen im Corps zusammenführt. 

Diese “aktive” Freundschaft wächst in unvergesslichen Stunden der gemeinsamen Studentenzeit und hier vor allem in der Geselligkeit. Sie verbindet uns, vom jüngsten Fuchsen bis zum ältesten Alten Herren, und äußert sich im selbstverständlichen “Du” einem jeden Mitglied gegenüber. Vor allem aber fordert sie von jedem verlässliche Hilfe und Einsatzbereitschaft für den Corpsbruder – ein Leben lang! Sie ist damit eine ungeheure ethische Aufgabe. Besonders in Zeiten der Not hat sich diese unverbrüchliche Treue immer wieder bewährt.

Wenn Sie noch mehr über die Corps erfahren wollen, können Sie sich gerne auf der Dachverbandswebseite informieren. https://die-corps.de/